Textauszug:
»Die Aktivitäten der Agentur werden entsprechend weitergehen – der Agentur entsprechend? Oder Ihrem Wunsch entsprechend? Wünschen Sie sich das wirklich? Ich glaube, bis jetzt läuft alles gut. Riad ist ein bisschen nervös, denke ich, zumindest hat es für mich den Anschein. Wer hat den Satz ›Es hat für mich den Anschein‹ zum ersten Mal verwendet? Es wird ein Kunde der Agentur Paradise gewesen sein, das wette ich – beziehungsweise, er war es bereits.
Ich glaube allmählich, ich verliere meine sprachlichen Fähigkeiten oder meinen Wortschatz, besser gesagt, meine Sprache. Aber es besteht kein Grund zur Sorge, die Sprache dient ja nur als Brücke für unsere Kunden, damit sie ins Paradies eingehen können. Habe ich das eben wirklich in der Pluralform geschrieben? Sind es ›unsere Kunden‹? Spreche ich inzwischen von ›unseren Kunden«?
In der Selbstmordagentur Paradise versucht die Content-Autorin Salam, ihrem Job gerecht zu werden, indem sie auf die Kundschaft maßgeschneiderte Selbstmordszenarien verfasst. Wann immer jemand durch die Tür des Paradise tritt, finden seltsame Verwandlungen statt.
Im Gebäude Nr. 4 in der Märtyrer-Imran-Imran-Straße geht es den Menschen um Flucht und Ewigkeit. Die schier endlose Reihung von Suiziden gilt anscheinend der Suche nach Sinn und einem Ziel.
Literaturkritik:
»Sabah Sanhouri hat eine neue Form des Schreibens geschaffen, die sich gegen die statische kulturelle, politische und soziale Realität des Sudans auflehnt. Paradise wird Ihnen gefallen, es ist ein Roman, der es wert ist, gefeiert zu werden.« Ibrahim Abdin, Literaturkritiker
»Ich konnte mich von der seltsamen Welt von Paradise nicht losreißen, von seinen Figuren, die am Rande des Todes stehen, während sie aus freien Stücken in einen dunklen Abgrund rutschen, in eine Hölle, die sich ihr Verstand als Himmel vorstellt, oder die ihnen von einer Agentur in Form von ewiger Hoffnung und Erlösung verkauft wird.«
Abdelaziz Baraka Sakin, sudanesischer Schriftsteller und Gewinner des Prix de la Littérature Arabe